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„Heute bin ich…“

Die zahlreichen Gesichter der Elementarpädagogik

Ein Beitrag von Nadja Michel zum Tag der Elementarpädagogik

In welchem Beruf ist man schon vor dem Mittagessen in sechs oder sieben verschiedene Rollen geschlüpft? Sicherlich in keinem von denen, die wir Ready-Fellows vor unserem Eintritt ins Fellow-Programm kannten. Seit unserem Start im Kindergarten ist der Rollenwechsel jedoch zu unserem Alltag geworden.

 

 

Auch die Pädagog*innen, mit denen wir zusammenarbeiten, füllen teilweise schon jahrelang immer wieder andere Funktionen aus, gegenüber Kindern, Eltern und Kolleg*innen – und sie sind gewohnt, dass das weitestgehend unsichtbar passiert.

Von Physik zu Ergotherapie an einem Vormittag

Heute bin ich beispielsweise Architektin. Ich sitze mit einigen Kindern am Tisch, die Kiste mit magnetischem Konstruktionsmaterial zwischen uns. „Das hält einfach nicht“, beschwert sich Hira*. Ihr halbfertiges Bauwerk fällt immer wieder in sich zusammen. „Darf ich dir ein paar Tipps geben?“, frage ich. Hira nickt. Gemeinsam erproben wir die Polarität der Magneten und entdecken, wie wir dem Konstrukt mithilfe von Plastikplatten Stabilität geben können. Für Hira ist das spielerische Bauen eine Gelegenheit, die Grundlagen von Magnetismus und Statik zu erforschen.

„Kinder haben manchmal Schwierigkeiten, ihren Körper zu spüren“, erklärt meine Kollegin Elisabeth, bevor sie sich Elias* zuwendet, der durch den Gruppenraum flitzt und dabei Stühle, Tische und am Boden liegendes Spielzeug übersieht. „Möchtest du eine Massage?“, fragt Elisabeth und schlüpft in die Rolle der Ergotherapeutin, als sie beginnt, Elias‘ Füße sanft zu drücken. Manche Kinder bevorzugen ein leichtes Klopfen auf den Rücken, ein Streichen über die Beine oder ein Tupfen mit einem weichen Pinsel. Sie dürfen die Art der Massage frei aussuchen und lernen dabei nicht nur ihren Körper besser kennen, sondern üben auch, ihre Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren. Elias kommt sichtlich zur Ruhe. Als er nach einigen Minuten genug von der Massage hat, geht er gezielt und konzentriert zum Bücherregal – ohne dabei gegen einen Tisch zu stoßen.

Eine Berufsbezeichnung, viele Jobs

Wenn ich am Nachmittag in unsere Ready-WhatsApp-Gruppe schaue, sind die Bilder und Berichte der Kindergartentage vielfältig:

  • Innenarchitekt*innen, die Bereiche des Gruppenraumes umstrukturieren, um sie für die Kinder attraktiver, zugänglicher und lehrreicher zu gestalten,
  • Gärtner*innen, die das Fensterbrett zum Kräutergarten machen,
  • Kunstschaffende, die auf großen Leinwänden diverse Mal- und Collagetechniken mit den Kindern üben,
  • Jurist*innen, die immer wieder Richter*in und Mediator*in gleichermaßen für die kleinen und großen Konflikte des Tages darstellen,
  • Biolog*innen und Naturschützer*innen, die mit den Kindern die heimische Flora und Fauna erforschen…

Das pädagogische Prinzip der Sachrichtigkeit gebietet, dass wir wissen, wovon wir reden, wenn wir den Kindern etwas erklären. Dafür bilden wir uns durch selbstständige Recherche ständig weiter, zu Themen aus Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften, Kunst, Musik, Psychologie, Geschichte, Politik und Gesellschaft.

Aber die Gesichter der Elementarpädagogik enden nicht dort, denn die Sachrichtigkeit ist nur eines von vielen Prinzipien unserer Arbeit, und das Vermitteln von Fakten nur ein Bruchteil des Kindergartenalltags.

Wir sind Seelsorger*innen für das, was die Kinder, aber auch ihre Familien beschäftigt. Wir sind Emotions-Coaches, die die Kinder durch emotionale Grenzerfahrungen begleiten und sie unterstützen, ihre Gefühle zu verstehen und zu verarbeiten. Wir sind Manager*innen, die den Rahmen für eine Gruppe von fünfundzwanzig völlig verschiedenen jungen Persönlichkeiten festlegen, in dem die zahlreichen individuellen Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden können. Wir sind Biograf*innen, die wichtige Momente und Entwicklungsschritte im Leben der Kinder festhalten – und zwar fünfundzwanzig Mal gleichzeitig.

Bildung im Heute

Dieser ständige Rollenwechsel ist es, was unsere Arbeit so abwechslungsreich und spannend macht. Dennoch ist er auch herausfordernd, nicht zuletzt, weil er größtenteils hinter den Kulissen geschieht.

Dass zur Bildungsarbeit im Kindergarten so viele verschiedene Rollen gehören, hätte sich noch vor einigen Monaten auch von uns Fellows wohl keine*r vorstellen können. Doch wir haben das Glück, das Einnehmen der verschiedenen Funktionen tagtäglich nicht nur an uns selbst, sondern auch an den Elementarpädagog*innen beobachten zu können, mit denen wir zusammenarbeiten. Mit unserem Eintreffen sind auch für sie neue Rollen hinzugekommen, und ihr Engagement hat uns oftmals die Augen geöffnet: für die vielfältigen Möglichkeiten, die die Elementarpädagogik bietet, aber auch dafür, dass sie so oft übersehen und als Bildungsbereich unterschätzt wird.

Zum Tag der Elementarbildung am 24. Januar 2021 wünschen wir uns, die vielen unsichtbaren Rollen, die in der Bezeichnung „elementarpädagogische Fachkraft“ mitschwingen, ein wenig ins Licht zu rücken. „Heute bin ich…“ ist die Überschrift, unter der wir Ready-Fellows diese Rollen gesammelt und in den vergangenen Tagen auf verschiedenen Social-Media-Kanälen beleuchtet haben. Denn das Heute im Kindergarten ist so vielfältig, wie es die Mischung aus fünfundzwanzig Kindern, ihren Familien, dem Kollegium am Standort und der TFA-Community ist.

Heute bin ich Musikerin, Mathematikerin, Ballsporttrainerin, Tränentrocknerin, Detektivin, Psychologin und Geographin. Und du?

 

*Namen geändert.

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