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Wir sind im Finale der “MEGA Bildungsshow: 8 Ideen für eine Million”. Wir bitten um eure Stimme, dauert nur ganz kurz und hilft uns und unseren Kids ganz viel! 😉

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Quarantine Stories

Herausforderungen nach der Quarantäne-Zeit im Klassenzimmer

Die Kinder nehmen nach achtwöchiger Quarantäne wieder wie gewohnt den Weg in die Schule. Es gibt aber viele Dinge, die nicht wie gewohnt sind, denn die letzten beiden Monaten waren für viele Kinder Zuhause alles andere als normal. Durch die Absenz steigt die Relevanz – Schule ist für Kinder ein Ort, der ihnen Struktur und Sozialisation gibt. Ein Ort, wo sie Kinder sein dürfen, sich entfalten und zeigen können – genau das, was für viele unsere Schüler*innen in letzter Zeit nicht mehr möglich war.

Damit es uns bewusster wird, dass Alltag nicht gleich Alltag ist, möchten wir zeigen, welche Herausforderungen Schüler*innen nach der Quarantäne-Zeit ins Klassenzimmer mitnehmen.

 

Recht auf Bildung – nicht nur für Buben

Meine Schülerin ist auf Deutsch nicht alphabetisiert und kann noch nicht gut lesen oder schreiben. Sie ist seit Anfang des Schuljahres bei mir in der Deutschförderklasse. Obwohl sie die motivierteste Schülerin in meiner Klasse ist und seit Schulanfang schon große Fortschritte gemacht hat, liegt sie trotzdem weit hinter den anderen Schüler*innen, die bereits lesen und schreiben können. Sowie auch ihr Bruder, der bereits gut Deutsch spricht, weil er im Sommer schon gefördert wurde. Meine Schülerin durfte keinen Deutschkurs im Sommer machen, weil sie ein Mädchen ist. Während der Schulschließung, konnte ich meine Schülerin nur mehr über ihren Bruder erreichen, da nur er ein Handy hat. Ob er die Aufgaben tatsächlich weiterleitete, ist unklar. Ohne Zugang zu einem Handy, konnte meine Schülerin die Aufgaben nicht erledigen. Mit Unterstützung eines Sozialarbeiters, habe ich der Familie klargemacht, dass es besonders in dieser Zeit unbedingt notwendig ist, dass auch meine Schülerin Zugang zu einem Handy bekommt. Da das Handy vom Bruder vor kurzem kaputt gegangen ist, wird nun er derjenige sein, der ein neues Smartphone bekommt. Meine Schülerin ist somit abhängig von ihrem größeren Bruder – er entscheidet wann und ob er ihr sein Handy borgt. So soll es natürlich nicht sein, denn jeder hat ein Recht auf Bildung und ein Recht gefördert zu werden – nicht nur Buben.

 

Keine Rückzugsmöglichkeiten und fehlende Unterstützung

Einer meiner Kids mit Fluchterfahrung wohnt mit sechs Geschwistern und seinen Eltern in einer Zwei-Zimmer Wohnung und hat niemanden in der Familie, der Unterstützung bieten kann, keinen Ort zum Lernen, keine Rückzugsmöglichkeit und keinen Raum, um für sich zu sein. Während den Zoom-Stunden war er im Bad/WC, da er anscheinend nur dort in Ruhe arbeiten konnte.

Er hat es dennoch so toll gemeistert und war sehr fleißig.

 

Zugang zu digitalen Endgeräten

Nach einem Journaldienst komme ich aus der Schule – eine Schülerin schleicht wie beiläufig vorbei, sie weiß, dass ich heute Dienst habe. Sie wohnt zu acht in einer Drei-Zimmer Wohnung. Die sechs schulpflichtigen Geschwister teilen sich einen Computer und ein Handy. Als ich Laila sage, dass sie sich nächste Woche einen Computer abholen kann, laufen Tränen in ihre Schutzmaske und tränken das helle Türkis. Mit einer persischsprachigen Freundin leite ich sie per Telegram an, sich Teams zu installieren. Sie schreibt mir stündlich Nachrichten.

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Hiba ist übers Mittelmeer gekommen. Ihr Schiff kenterte, sie und ihre vier Geschwister konnten gerettet werden. Der syrische Vater war einst selber Schuldirektor in Idlib, bevor sie aufgrund der politischen Situation fliehen mussten. Sie teilen sich zu siebt einen Computer und ein Telefon. Alle fünf Kinder sind schulpflichtig. Hiba habe ich dank der Soforthilfe der OeKB mit einem Mobiltelefon samt Datenvolumen ausstatten können.

 

Anpassen des Lehrstoffs an die neue Situation

Felix war ein durchschnittlicher Schüler. Er machte seine Aufgaben, war bemüht, wenn ihn das Thema interessierte. Als die Schule dann nach Hause verlagert wurde, kam ein recht brutaler Realitätscheck. In den Videotagebüchern, die Felix schickte, sah man einen traurigen, deprimierten Schüler, der davon erzählte, dass er den ganzen Tag nur vorm Handy verbrachte und darauf wartete, dass die nächste Hausübung online kam. Wenn die Aufgaben, die wir stellten, das Einzige waren, dass dieser Schüler zur Zeit hatte, dann mussten diese von Grund auf anders gestaltet werden! Weg also, mit den trockenen Grammatikaufgaben zu Zustandspassiv im Futur II, her mit inspirierenden Texten und Videos zu Persönlichkeitsentwicklung und Solidarität. Nach der Umstellung konnten die Veränderungen im Tagesrhythmus beobachtet werden. Felix wartet zwar noch immer auf die nächste Hausübung, doch ist dies nun eine freudige Erwartung und kein langweiliger Zeitvertreib. Seine Haltung veränderte sich, er spricht nun offen über seine Wünsche und Träume, präsentiert seine Ausarbeitungen professionell und kümmert sich mit Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein um seine Klassenkamerad*innen.

 

Dankbarkeit

Onur erzählte von seinem Vater. Dieser war auch in der Zeit des “Lockdowns” beruflich jeden Tag unterwegs und demnach einigen Gefahren ausgesetzt. Onur machte sich große Sorgen und war gleichzeitig voller Bewunderung für seinen Vater. Er beschloss deshalb für ihn zu kochen, um ihm damit seine Dankbarkeit auszudrücken und ihn gleichzeitig zu unterstützen. In der Zeit des Fastenmonats Ramadan bekommt diese Geste eine noch größere Bedeutung.

 

“Etwas Gutes tun”

In der Zeit des Distance Learnings war es mir wichtig, dass meine Schüler*innen Aufgaben bekommen, bei denen sie vor allem fürs Leben lernen, sich sicher fühlen und sich selbst besser kennenlernen. Die Woche zum Thema “Etwas Gutes tun” ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Die Schüler*innen sollten sich überlegen, wie sie ihren Mitmenschen helfen bzw. eine Freude machen könnten. Die Überlegungen und die gute Tat sollten sie dann per Video festhalten. Was zurück kam, war überwältigend. Eine Schülerin berichtete davon, dass sie einen Zettel im Stiegenhaus aufgehängt hatte, auf dem sie ihre Telefonnummer hinterlassen hatte und ihre Hilfe anbot, für all diejenigen, die diese brauchten. Sie erzählte dabei von ihren Nachbar*innen, die zur Risikogruppe gehören, und bei denen sie hoffte, dass sie sich melden würden, damit sie ihnen unter die Arme greifen konnte.

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