Bildung wird vererbt
In keinem anderen EU-Land hängt der Bildungserfolg so stark vom sozioökonomischen Status und Bildungsniveau der Eltern ab wie in Österreich. Das bestätigt der Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung 2017 der Europäischen Kommission. Das heißt: Ein Kind, dessen Eltern wenig Geld, Bildung und/oder eine andere Muttersprache als Deutsch haben, hat deshalb weniger Chancen. Es steht vor einer großen Herausforderung, wenn es einen erfolgreichen Bildungsweg gehen möchte. Seine Potenziale spielen eine untergeordnete Rolle.
Im Alter von zehn Jahren haben Kinder aus bildungsfernen Familien einen Bildungsrückstand von bis zu drei Schuljahren gegenüber Kindern von Akademiker*innen.
- Nationaler Bildungsbericht 2013Bildungswege entscheiden sich früh
Bereits in den ersten drei Lebensjahren hören Kinder von wohlhabenden, gebildeten Eltern bis zu 30 Millionen mehr Wörter als Kinder aus bildungsfernen Familien. Das hat Konsequenzen für ihre Bildungslaufbahn. In Wien sind 12% der Sechsjährigen nicht schulreif, jedes fünfte Kind in Wien startet als außerordentliche*r Schüler*in – also ohne ausreichend Deutschkenntnisse – in die erste Klasse.
Kinder, deren Eltern wenig formale Bildung haben, kommen schon mit weniger Kompetenzen in die Schule.
Deshalb haben sie im Alter von zehn Jahren bereits drei Jahre Rückstand gegenüber Kindern von Akademiker*innen. Diesen Lernrückstand aufzuholen, ist eine riesige Herausforderung –Halt, Vorwissen und Perspektiven, die Zuhause fehlen, können in der Schule meistens nicht ausgeglichen werden. Das hat Konsequenzen: Die Hälfte der 14-Jährigen, deren Eltern max. einen Pflichtschulabschluss haben, können nicht sinnerfassend lesen (Nationaler Bildungsbericht, Ergebnisse Wien 2016).
Kinder und Jugendliche in Österreich leben in Haushalten unter der Einkommensarmutsgrenze
Prozent der Sechsjährigen in Wien fehlen Kompetenzen für einen regulären Start in der Schule
Jugendliche im Jahr gehen nach der Pflichtschule keiner Ausbildung mehr nach
Prozent der 14-Jährigen, deren Eltern nur die Pflichtschule abgeschlossen haben, können nicht sinnerfassend lesen.
Sag mir, was deine Eltern machen und ich sag dir auf welche Schule du gehst.
- UnknownAuf welche Schule ein Kind nach der Volksschule geht, hat wenig mit seinen Potenzialen zu tun.
Selbst wenn es ein Kind aus benachteiligten Verhältnissen schafft, den Kompetenzrückstand während der Volksschule auszugleichen, sind seine Chancen ein Gymnasium zu besuchen gering. Ein Beispiel: Marko und Paul gehen in die gleiche Volksschulklasse. Sie sind Sitznachbarn und ihre Leistungen in Mathematik sind genau gleich: sie liegen im österreichischen Durchschnitt. Pauls Eltern haben studiert, Markos Eltern haben einen Pflichtschulabschluss. Deshalb stehen – statistisch gesehen- Pauls Chancen nach der vierten Klasse auf ein Gymnasium zu wechseln bei 64 Prozent, Markos aber nur bei 24.
Benachteiligte Kinder sind besonders gefährdet ihren Bildungsweg früh abzubrechen.
Der Rucksack, den ein Kind aus einer einkommensschwachen, bildungsfernen Familie zu tragen hat, wird mit den Jahren immer schwerer zu tragen. Kompetenzunterschiede beim Schuleintritt, die Entscheidung der weiteren Schullaufbahn nach der Volksschule und die geringen Unterstützungsmöglichkeiten von Zuhause tragen dazu bei, dass der Bildungsweg der Kinder meistens viel früher endet. Jedes vierte Kind, dessen Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss haben, wird frühe*r Bildungsabbrecher*in (Statistik Austria). Wenig Bildung erschwert wiederum den Zugang zum Arbeitsmarkt: In Wien liegt die Arbeitslosenquote von Menschen, die nur die Pflichtschule abgeschlossen haben bei 38 Prozent. Zum Vergleich: Nur zwischen drei und vier Prozent der Akademiker*innen sind arbeitslos.
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