NEST – Novice Educator Support and Training
Mentoring auf Augenhöhe
Teach For Austria ist Partner von NEST – ein Förderprojekt im Rahmen des Erasmus+ Programms der Europäischen Kommission.
Das Ziel des Pilotprojekts ist es, ein replizierbares Mentoringmodell für die Unterstützung von neuen Lehrkräften in sozial belasteten Schulen zu entwickeln, das angepasst und in allen EU-Mitgliedstaaten umgesetzt werden kann.
Im österreichischen Kontext richtet sich NEST an Quereinsteiger*innen in sozial belasteten Schulen, die nach dem aktuellen Stand von der Induktionsphase ausgeschlossen sind und dadurch kein strukturiertes Mentoring in ihrer Schule erhalten. Im Rahmen von NEST nehmen ehemalige Teach For Austria Fellows bei einem neu entwickelten Trainingsprogramm als Mentor*innen teil und werden mit neuen Lehrkräften zusammengebracht, die als ihre Mentees im Programm teilnehmen. Das Programm ermöglicht ein adaptives Mentoring auf Augenhöhe, das auf den Kontext von sozial belasteten Schulumgebungen abgeschnitten ist.
Im NEST Programm wird ein adaptives Mentoring-Modell entworfen, erprobt und nachgewiesen, dass es eine relevante und wirksame Lösung ist, um die Effektivität, Motivation und letztlich die Bindung von Lehrkräftenachwuchs an benachteiligten Schulen zu erhöhen.
Die Ergebnisse dieses Projekts sollen transnationale Erkenntnisse liefern und einen Fahrplan für potenzielle Methoden zur Verbesserung der Unterstützung von angehenden Lehrkräften bieten. Das Ziel ist, dass das gewonnene Wissen von politischen Entscheidungsträger*innen, von der Bildungsverwaltung, von pädagogischen Hochschulen anerkannt und skaliert wird, die eine adaptive Unterstützung für angehende Lehrkräfte in ihrem Umfeld einführen wollen.
Die Herausforderungen
Neue Lehrkräfte sind oft nicht ausreichend auf die komplexen Herausforderungen des Unterrichts an benachteiligten Schulen vorbereitet, und die schulische Unterstützung für Lehrkräfte ist entweder unzureichend oder nicht vorhanden.
Ein hoher Anteil der angehenden Lehrkräfte arbeitet in schwierigen Schulumgebungen, wie z.B. in Schulen mit einem hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund und/oder Schülern aus einkommensschwachen Familien (OECD, 2018). Benachteiligte Schulen benötigen hocheffiziente Lehrkräfte, haben aber aufgrund von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und mangelnder Unterstützung oft die geringsten Chancen, diese zu bekommen.
- In benachteiligten Schulen besteht ein besonderer Bedarf an hocheffizienten Lehrkräften, die diesen Schulen jedoch häufig fehlen;
- Fehlender Zugang zu qualitativ hochwertigem Mentoring für angehende Lehrkräfte in den meisten Bildungssystemen in Europa (d. h. Mentoring für angehende Lehrkräfte ist Ermessenssache und wird in der EU oft auf Ad-hoc-Basis durchgeführt);
- Probleme mit der Attraktivität und/oder der Bindung von angehenden Lehrkräften, insbesondere von solchen, die in Schulen für benachteiligte Kinder arbeiten.
- Angesichts des raschen Wandels im Bildungswesen aufgrund der COVID-19-Pandemie werden mehr digitale/hybride Ansätze für das Lehren und Lernen sowie gut vorbereitete Mentor*innen benötigt.
Im Vergleich zu Gleichaltrigen an anderen Schulen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass angehende Lehrkräfte, die an benachteiligten Schulen arbeiten, entweder die Schule wechseln oder den Beruf ganz aufgeben. Sie tragen die zusätzliche Verantwortung, sich um die Bedürfnisse einer größeren Anzahl von Schüler*innen zu kümmern, die in einem weniger förderlichen oder sogar ungünstigen Umfeld lernen, denen weniger Ressourcen zur Verfügung stehen und deren Fähigkeiten zum selbstgesteuerten Lernen weniger entwickelt sind.
Es ist erwiesen, dass Mentor*innen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von angehenden Lehrkräften in benachteiligten Schulen spielen, doch strukturierte Einführungsprogramme sind nach wie vor selten, und nur wenige neue Lehrkräfte haben Zugang zu hochwertigen Mentor*innen. Das NEST-Konsortium ist der Ansicht, dass eine wirksame Betreuung von Lehrernachwuchs Zeit und Kosten sparen und gleichzeitig die Effektivität, die Arbeitszufriedenheit, die Bindung an den Beruf und die Attraktivität des Berufs steigern könnte.
Der Ansatz
Die experimentelle Methodik von NEST folgt einem quasi-experimentellen Design in Österreich, Belgien, Bulgarien, Rumänien und Spanien.
NEST wird die Auswirkungen von Trainings für angehende Mentor*innen (Intervention I) und adaptivem Mentoring für angehende Lehrkräfte (Intervention II) in fünf Ländern (Österreich, Belgien, Bulgarien, Rumänien und Spanien) über zwei Jahre hinweg untersuchen. Das NEST-Modell baut auf dem Vier-A-Schema auf, das die Grundprinzipien des Rechts auf Bildung definiert (Tomasêvski, 2001):
Durch das maßgeschneiderte Mentoringtraining wird die Anpassungsfähigkeit des Mentorings an sozial hochbelastete Schulkontexte erhöht. Im Rahmen des Projekts wird die Akzeptanz des neuen Ansatzes analysiert, während gleichzeitig adaptives Mentoring angeboten wird. Zu diesem Zweck wird sich das Studiendesign auf zwei Zielgruppen konzentrieren: erfahrene Lehrkräfte (geschulte Mentor*innen und eine Kontrollgruppe) und neue Lehrkräfte (Interventions- und Kontrollgruppe). Das Projekt wird insgesamt sieben Bildungssysteme untersuchen, da in Spanien und Belgien zwei Bildungssysteme an dem Projekt teilnehmen.
Erfahrene Lehrer*innen werden über einen Zeitraum von zwei Schuljahren beobachtet. Da eine höhere Fluktuation bei Lehrkräftenachwuchs in den ersten Jahren zu erwarten ist, wird diese Gruppe über ein Schuljahr beobachtet. Folglich werden zwei aufeinanderfolgende Kohorten beobachtet: eine Kohorte für das Schuljahr 2021/2022 und eine Kohorte für das Schuljahr 2022/2023.
Die Ziele
Zu den erwarteten Ergebnissen des dreijährigen Pilotprojekts gehören:
- Steigerung der Motivation von angehenden Lehrkräften und Mentor*innen sowie die Besserung der Vorbereitung, der Unterrichtspraxis, der Effizienz und der Bindung von angehenden Lehrer*innen, die benachteiligte Schüler*innen unterrichten;
- Einfaches, erprobtes und kosteneffizientes System für adaptives Mentoring von Lehrkräftenachwuchs;
- Globale und spezifische Empfehlungen für lokale Kontexte zum adaptiven Mentoring.
Zahlen
In Österreich haben im Schuljahr 2021/22 18 TFA Teaching Alumni und 18 Quereinsteiger*innen in Mittelschulen und Politechnischen Schulen am Programm teilgenommen. Insgesamt haben sich Lehrkräfte aus 37 Wiener Schulen im Projekt beteiligt.
Partner des Konsortiums
Das Konsortium setzt sich aus 16 Partnerorganisationen zusammen, von denen 14 aus den fünf Ländern stammen, in denen das Pilotprojekt durchgeführt wird: Belgien, Bulgarien, Österreich, Rumänien und Spanien. Alle 16 Partner bringen wichtige Interessengruppen zusammen, um innovative Praktiken für ein neues adaptives Mentoring für angehende Lehrkräfte in benachteiligten Schulen zu entwickeln, umzusetzen und auszutauschen.
Zu den Teilnehmer*innen des Konsortiums gehören die folgenden Akteure
- Regierungseinrichtungen in fünf Ländern:
- Bildungsministerien in Belgien, Bulgarien und Rumänien
- Das Bildungsministerium von Katalonien (Spanien)
- Das Europa Büro der Bildungsdirektion für Wien (Österrreich)