Institutionelle Bildung beginnt im Kindergarten

Das Social Leadership Programm von TFA bringt engagierte HochschulabsolventInnen verschiedener Fachrichtungen als QuereinsteigerInnen in Kindergärten, um Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien zu unterstützen. Als Fellows bereichern sie mit ihren vielfältigen Erfahrungen die Elementarbildung. Eine davon ist Krasimira Kostadinova, sie arbeitet in einem Kindergarten der St.Nikolausstiftung in Favoriten. 

Bitte um eine kurze Beschreibung Deines beruflichen Werdegangs und Deiner Motivation, sich bei TFA zu bewerben? 

Schon während meines Sinologie-Studiums an der Universität Wien habe ich mich bereits mit dem Thema Bildung auseinandergesetzt. Das Thema Mehrsprachigkeit betrifft mich auch persönlich und die Bildungsarbeit im Kindergarten hat mich schon immer gereizt. Während meines Studiums habe ich viele Praktika im Sozialbereich gemacht und dabei viele Menschen kennengelernt, die nie die Chance hatten, sich weiterzubilden oder zu studieren – aufgrund fehlender Sprachkenntnisse oder von fehlenden finanziellen Möglichkeiten. Damals ist mir diese Spaltung in der Gesellschaft zum ersten Mal richtig aufgefallen, es war nicht selbstverständlich sich weiterzubilden. Das finde ich sehr schade, ganz speziell in einem Land wie Österreich. Institutionelle Bildung beginnt für mich im Kindergarten, daher liegt mir die Elementarpädagogik sehr am Herzen. Nach dem Abschluss des Studiums hatte ich jedoch nicht die Möglichkeit in einem Kindergarten zu arbeiten, daher habe ich zuerst ein Jahr in Spanien unterrichtet. Diese Erfahrung war sehr wichtig und bereichernd und hat mich bestärkt, dass ich zurück in Österreich wieder mit Kindern arbeiten möchte. Aufgrund meiner fehlenden pädagogischen Ausbildung habe ich jedoch nur Absagen bekommen und zufällig ist auf LinkedIn eine Anzeige von TFA aufgetaucht und ich habe mich sofort entschieden mich zu bewerben. Meine Werte und die von TFA stimmen überein: Chancenfairness und dass jedes Kind das Recht auf ein gutes Leben hat, unabhängig vom sozio-ökonomischen Hintergrund der Familie. 

Seit dem Jahr 2021 werden im Rahmen des Social Leadership Programms Teach For Austria Fellows auch in Kindergärten platziert. Ziel ist es, Kinder bereits in der frühkindlichen Bildung gezielt zu fördern – insbesondere jene aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Die Fellows bringen neue Perspektiven, Erfahrungen und zusätzliche Unterstützung in die elementarpädagogische Arbeit ein und setzen sich dafür ein, Bildungsgerechtigkeit von Anfang an zu ermöglichen. 

Institutionelle Bildung beginnt für mich im Kindergarten, daher liegt mir die Elementarpädagogik sehr am Herzen.

Krasimira Kostadinova, Fellow 2024 im Kindergarten
Fellow 24 im Kindergarten

Warum ist es wichtig, wenn es um Bildung geht, bereits im Kindergarten anzusetzen? 

In diesem Alter sind Kinder so wissbegierig und sie haben Lust zu lernen und wollen die Welt erforschen. Im Kindergarten passiert Lernen anders als in der Schule. Hier können wir die Interessen der Kinder aufgreifen und gemeinsam Themen erkunden und erforschen. Sie lernen fast alles im Spiel und im Tun – im Spiel mit anderen Kindern, bei gemeinsamen Brett- oder Kartenspielen, beim Vorlesen und Bilder anschauen, in Bewegungseinheiten usw. Kinder lernen unterschiedlich, manche möchten Bücher lesen und andere wollen und müssen alles selbst ausprobieren. Sie benötigen etwas Greifbares und wir versuchen im Kindergarten ihnen die Möglichkeiten bereitzustellen, wie sie am besten für sich lernen. 

Als Fellows können mit unseren unterschiedlichen Berufsfeldern und Lebensläufen einen weiteren Beitrag in den elementaren Bildungsbereich mitbringen.

Krasimira Kostadinova, Fellow 2024 im Kindergarten

Was war ein besonders schöner oder prägender Moment im Bildungsalltag? 

Es ist toll, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kindergarten auch ihre Stärken einbringen können. Ich habe den Kindern einmal erzählt, dass ich gerne Yoga mache und gemeinsam haben wir es dann ausprobiert, damit sie mit dem Begriff auch etwas anfangen können. Das Thema Achtsamkeit und Entspannung im Alltag konnte ich ihnen so vermitteln. Am Anfang haben die Kinder nur zugeschaut und mit der Zeit ist das Interesse daran von selbst gekommen. Gemeinsam haben wir verschiedene Yoga-Positionen ausprobiert und dies ist auch eine tolle Gelegenheit, Kinder sprachlich zu begleiten, Begriffe zu wiederholen und somit zu festigen. Und seit einiger Zeit achten sie im Gruppengeschehen auch darauf, sie kommen oft zu mir, wenn sie etwas Ruhe benötigen und fragen mich, ob wir gemeinsam ein paar Übungen machen können. Sie achten auf ihre Bedürfnisse, dass sie z. B. Ruhe benötigen. 

Arbeitest Du in einer Kindergartengruppe oder bist Du eine Unterstützung für den gesamten Kindergartenstandort? 

Ich bin hier im Kindergarten als zusätzliche Fachkraft in der Gruppe. Aber ich setze oft gruppenübergreifende Angebote oder arbeite mit den Kindern im letzten Kindergartenjahr aus beiden Gruppen. Wir sind ein gutes Team und arbeiten gerne zusammen und es können nach Möglichkeit immer alle Kinder, die möchten, teilnehmen. Wir arbeiten flexibel und unterstützen uns gegenseitig.  

TFA setzt sich für Bildungsgerechtigkeit ein. Was genau ist darunter zu verstehen bzw. was ist Dir dabei wichtig? 

Jede und jeder von uns hat seine Geschichte und so ist es auch bei den Kindern. Wir schätzen die Vielfalt und es ist uns wichtig, jedes Kind bei seinen Herausforderungen zu unterstützen, Potentiale zu entdecken und diese aufzugreifen. Das Tolle an TFA ist, wir Fellows können mit unseren unterschiedlichen Berufsfeldern und Lebensläufen einen weiteren Beitrag in den elementaren Bildungsbereich mitbringen. TFA ist es wichtig, dass potentialfokussiert gearbeitet wird. Wir schauen darauf, welche Bedürfnisse das Kind hat und wo und wie können wir es gut unterstützen. Ich arbeite oft und gerne in Kleingruppen, das ist möglich, weil ich als zusätzliche Fachkraft in der Gruppe bin. Durch den besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel können wir auf die Bedürfnisse der Kinder besser eingehen. 

TFA gibt es sowohl für den Bereich Kindergarten als auch die Schule. Du hast dich bewusst für die Arbeit im Kindergarten entschieden. Warum?  

Es war eine bewusste Entscheidung für den Kindergarten, weil Kinder in diesem Alter alle kognitiven, emotionalen, sozialen und motorischen Kompetenzen erwerben und diese gefestigt werden. Es ist eine entscheidende Zeit in der Entwicklung der Kinder. 

Wer soll sich bei TFA bewerben? 

Jede und jeder, die oder der bereit ist etwas für die Zukunft zu tun und nicht nur zu jammern. Wir sind dafür da, Kinder zu unterstützen und ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen, das bedeutet auch eine bessere Zukunft für uns. Als TFA-Fellow ist es wichtig lernbereit, offen und kooperativ zu sein. Wenn Sie glauben, dass Sie das sind, dann bewerben Sie sich unbedingt bei TFA. 

Das Interview wurde von der Nikolausstiftung geführt und TFA freundlich zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

 

—  April 2025

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