Eine Flagge, die mehr bewegt als nur den Wind

Bastian de Monte ist Teaching Alumnus und war TFA Fellow 2020. Mit der TFA Initiative PROUD SCHOOL engagiert er sich für die LGBTQIA*-Community im Bildungssektor. Anlässlich des Pride Months erzählt er, wie er als Fellow an seiner Einsatzschule LGBTQIA+ Themen auf die Agenda gebracht hat.

Ein Blogbeitrag von Bastian de Monte

Als ich 2020 bei Teach for Austria anfing, wusste ich, dass diese Erfahrung mein Leben verändern würde. Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war, dass sie auch das Leben meiner Schüler:innen nachhaltig prägen könnte – und dass eine simple Pride-Flagge dafür der Auslöser sein würde.

Alles begann während der Vorbereitung auf das Unterrichten bei der TFA-Sommerakademie. Meine beiden Co-Fellows Simeon und Silvana und ich kamen ins Gespräch über LGBTQIA+-Themen in Schulen. Nachdem sich um uns eine Menschentraube gebildet hatte, wurde uns schnell klar, dass es da nicht nur für uns viele offene Fragen gab, sondern auch großes Interesse seitens der anderen angehenden Lehrkräfte. Schließlich kam uns der Gedanke, dass es nicht nur unsere Aufgabe sein würde, Wissen zu vermitteln, sondern auch eine tolerante Gesellschaft zu formen. Warum nicht etwas starten, das Schüler:innen ermutigt, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und eine offene, wertschätzende Umgebung zu schaffen?

Zur Person

Bastian de Monte hat Medizin und Europastudien studiert. Nach seiner Zeit in Brüssel wurde er politisch aktiv und wurde 2020 zum Bezirksrat in Mariahilf gewählt. In dieser Zeit beschloss er, sich für das TFA Social Leadership Programm zu bewerben. Aktuell studiert und unterrichtet Bastian an der Ohio State University.

"Warum nicht etwas starten, das Schüler:innen ermutigt, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und eine offene, wertschätzende Umgebung zu schaffen?"

Bastian de Monte, TFA Teaching Alumnus

Aus den vielen Diskussion en entstanden letztlich Projekte an unseren späteren Schulen, unter anderem etwa eine LGBTQIA+-Abteilung in der Schulbibliothek. Ich wiederum nahm mir vor, eine Pride-Flagge für meine Schule zu organisieren. Das klingt zunächst nach nicht viel, doch es handelte sich bei meiner Schule um die erste in diesem Bezirk, die eine solche Flagge hisste – ein klares und eben nicht selbstverständliches Statement für Vielfalt und Akzeptanz.

Das Ganze bekam noch mehr Bedeutung, als zwei Schülerinnen über die Aktion einen Artikel schrieben, der letztendlich sogar in der Bezirkszeitung veröffentlicht wurde. Die Flagge wurde zum Gesprächsstoff, und plötzlich waren LGBTQIA+-Themen nicht mehr nur Randbemerkungen, sondern etwas, das in den Schulflurgesprächen und im Unterricht Platz fand. Gab es Aufruhr? Ja, klar! Aber ohne Reibung und das nachfolgende Gespräch geht nun mal nichts weiter!

Proud School

"Gab es Aufruhr? Ja, klar! Aber ohne Reibung und das nachfolgende Gespräch geht nun mal nichts weiter!"

Bastian de Monte, TFA Teaching Alumnus

Doch das war erst der Anfang. Im folgenden Schuljahr entwickelten wir aus dieser Aktion ein Social-Media-Projekt. Meine Schüler:innen waren voller Begeisterung dabei: Sie filmten das Hissen der Flagge und nahmen kleine Interviews auf, in denen sie ihre Meinungen über Vielfalt und Akzeptanz äußerten. War zu erwarten, dass sie alle mit Regenbogenfahnen am Wiener Ring mitmarschieren würden? Nein – aber durch die Bank weg lehnten alle in der Klasse Gewalt gegenüber sexuellen Minderheiten ab.

Die Videos wurden später auf den Social-Media-Kanälen von Teach for Austria gepostet und bekamen viel positive Resonanz. Es war inspirierend zu sehen, wie die Schüler:innen selbst zu Botschafter:innen von Vielfalt wurden und sich öffentlich für diese Werte einsetzten.

"Es war inspirierend zu sehen, wie die Schüler:innen selbst zu Botschafter:innen von Vielfalt wurden und sich öffentlich für diese Werte einsetzten."

Bastian de Monte, TFA Teaching Alumnus

Diese Aktionen haben nicht nur die Schulkultur verändert, sondern auch mir gezeigt, wie viel Potenzial in jeder Schule unabhängig vom Standort steckt. Es braucht oft nur einen kleinen Anstoß, um Großes zu bewirken. Heute träume ich davon, dass unser Ansatz – die PROUDschool – vielleicht eines Tages zu einem Netzwerk heranwächst. Ein Netzwerk, das Schulen verbindet, die sich für LGBTQIA+-Themen einsetzen und dadurch nicht nur für Geschlechter- und Sexualitätsvielfalt stehen, sondern auch für weitere Dimensionen von Diversität wie kulturelle Hintergründe, Menschen mit Behinderung oder soziale Gerechtigkeit.

Diese Reise hat mir gezeigt, dass Veränderung möglich ist, wenn wir mutig genug sind, den ersten Schritt zu gehen. Ich bin stolz, Teil dieser Initiative zu sein – und noch stolzer darauf, was meine Schüler:innen daraus gemacht haben. Denn am Ende des Tages sind es sie, die die Welt verändern werden.

À propos: Besonders bewegend war für mich der Moment, als eins meiner “Kids “ sich als nicht-binär outete. Diese Person sagte mir, dass die sichtbare Unterstützung durch die Flagge und die entstehenden Gespräche es ihr leichter gemacht hatten, diesen Schritt zu gehen. In diesem Moment wurde mir noch deutlicher, wie wichtig es ist, sichere Räume zu schaffen, in denen jede:r Schüler:in die Möglichkeit hat, sich selbst zu entfalten. Denn es geht genau um diese eine Person, dieses eine Leben, das du als Lehrkraft nachhaltig veränderst.

— Juni 2025

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