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Mein erster Monat als Fellow

Meine Höhen und Tiefen im bunten Schulalltag

von Christina Hasenhüttl

 

Seit sechs Wochen unterrichte ich an einer Mittelschule in Ottakring. Wie sich mein Alltag zwischen Musik, Sport, Werken und Englisch anfühlt und wie sich Freude, Stress, Begeisterung und manchmal auch Frust innerhalb eines Tages abwechseln können, möchte ich hier mit euch teilen.

Verantwortung tragen

Wenn mein Wecker morgens um 6:00 Uhr klingelt, schrecke ich manchmal schnell hoch. „Habe ich verschlafen?“ Der Gedanke, die Schlummer-Taste zu drücken, kommt bei meinem neuen Job erst gar nicht auf: Zu spät kommen ist wohl nie gern gesehen, aber die Tatsache, dass ich von 20 Schüler*innen erwartet werde, für die ich verantwortlich bin, verleiht meiner Pünktlichkeit besonderen Nachdruck.
Seit September bin ich nun Lehrerin an einer Wiener Mittelschule in Ottakring, wo 99 Prozent der Schüler*innen eine andere Muttersprache als Deutsch haben. Dort unterrichte ich Musik, Sport, Werken und Englisch in allen ersten, einer dritten und einer Mehrstufenklasse. Was ich schon jetzt sagen kann: Meine neue Tätigkeit ist wunderbar bunt, sehr laut, teilweise furchtbar anstrengend, allenfalls mit Sinn erfüllt. In unserer  Ganztagsschule verbringen die Schüler*innen nämlich mehr Zeit mit uns Lehrkräften, als zuhause mit ihren eigenen Eltern. Das legt sehr viel Verantwortung in die Hände des Lehrer*innenteams – und jetzt eben auch in meine Hände.

Diese Verantwortung, die Kinder bestmöglich zu bilden, ihre kognitiven als auch sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, ihre Potenziale zu entdecken und zu fördern, ist riesengroß.

 

Es ist für mich ein holistischer Auftrag die Kinder, die statistisch gesehen zu den Bildungsverlier*innen gehören, bestmöglich auf ihr Leben in einer komplexen Gesellschaft vorzubereiten.

Langeweile? Nicht bei mir!

Vor Kurzem wurde ich gefragt, wie es sich für mich denn anfühle, nun einen geregelten Alltag mit fixem Job zu haben. Fixer Job ja, aber geregelter Alltag?

Jeder Tag hat eine andere Abfolge und somit ist meine Woche in einen bunten und dichten 50-Minuten-Takt eingeteilt.

 

Mittwochs, zum Beispiel, starte ich mit Musik in der 1b, gefolgt von einer 15 Minuten Pausenaufsicht im dritten Stock. Danach geht es mit einer Stunde Sport in der 3c weiter. Von den Turnsälen im Keller muss ich es in fünf Minuten in den vierten Stock zu meiner Englischstunde in der Mehrstufenklassen schaffen, um gleich danach wieder mit der 1c in den Keller zu gehen, für eine weitere Stunde Sport. Bei so einem dichten Programm bleibt wirklich keine Zeit für Langeweile. Eher das Gegenteil ist der Fall. Da kann es schon vorkommen, dass ich meine Blasenentleerung, angesichts der langen Schlange vor dem Kopierer in der Früh, einfach aufschieben muss.

Lernen, lernen, lernen

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ich etwas Neues lerne. Einerseits durch das Unterrichten, wo ich merke welche didaktischen Ansätze gut funktionieren oder welche gelernten Methoden für mich und meine Klassen doch nicht so ganz passen. Andererseits beim Plaudern mit meinen Schülerinnen und Schüler, wobei ich immens viel über ihre Hintergründe, Hobbies, Träume und ihren Alltag lerne. Einblicke in ganz andere Lebensrealitäten bereichern meinen Alltag und geben mir mehr Möglichkeiten meinen Unterricht an die Bedürfnisse meiner Schüler*innen anzupassen. Zudem kann ich mir jeden Tag etwas Neues von meinem Kollegium, den anderen Teach For Austria Fellows und besonders von meinen Team-Lehrer*innen mitnehmen, die mich seit dem ersten Tag tatkräftigst unterstützen.

Und natürlich lerne ich auch viel über mich selbst, wie zum Beispiel, dass ich anscheinend doch einen recht langen Geduldsfaden zu haben scheine.

 

Optimist without a cause

Mein Unterricht gibt mir oft viel Energie und macht mir Freude, besonders wenn ich positive Erlebnisse meiner SchülerInnen miterleben darf: als Yousra, meine syrische Schülerin aus der Geflüchtetenklassen, als Fleiß in ihrer Freizeit einen Travel Blog in Englisch geschrieben hat, war das so ein Moment Oder wenn Mohammad, der erst seit zwei Jahren in Österreich ist, seinen Wiener Dialekt in der Englischstunde auspackt und alle zum Lachen bringt; oder als Schirwan im Werken endlich den Schlingenstich verstanden hat und ihn einem anderen Mitschüler beibrachte.

Es gibt aber auch Tage an denen ich die Schule mit Ratlosigkeit, oder Frustration verlasse. Tage, an denen Stunden so laut sind, dass ich keinen Stoff weiter bringe oder die Schüler*innen mir so gut wie gar nicht zuhören. Wenn Schüler*innen, die erst vor zwei Jahren alphabetisiert wurden und nach diesem Schuljahr schon den Pflichtschulabschluss schaffen sollten, dann weiß ich oft nicht wo ich anfangen soll. Oder wenn Schüler*innen mir unglaubliche Geschichten von ihrer Flucht und die damit verbundene lückenhafte Schullaufbahn erzählen, dann überwiegt die Traurigkeit.

Aber wie meine wunderbare Team-Lehrerin und Teach For Austria Fellow Cecilia immer so schön sagt: ‚I am an optimist without a cause. Und es stimmt: ein bisschen Hoffnung gibt es immer.

Denn wenn ich etwas in diesen ersten Wochen gelernt habe, ist es, dass jeder Tag ein neue Chance für mich und meine Schüler*innen darstellt.

 

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